Bezirkskonferenz Mödling des Dialogforums Flughafen Wien am 18. 4. 2016
Ein Bericht von Dipl.-Ing. Klaus Wendl
Das Dialogforum des Flughafen Wien ist als ständige Einrichtung aus einem Mediationsverfahren hervorgegangen. Es soll dem Interessensausgleich zwischen dem Flughafen und den Menschen im Umland dienen. Neben verschiedenen themenbezogenen Arbeitskreisen werden auch periodische Bezirkskonferenzen abgehalten, in denen Mitarbeiter des Flughafens den Politikern und Vertretern von Bürgerinitiativen aus dem Bezirk die neuesten Entwicklungen vorstellen und für Fragen zur Verfügung stehen. Ich konnte auf Einladung von Vizebürgermeister Mag. Wannenmacher als Gast an der Konferenz am 18. 4. 2016 teilnehmen.
Ich möchte an dieser Stelle nur auf die für den Fluglärm relevanten Themen eingehen und die Situation so beschreiben, wie sie sich anhand der präsentierten Daten für mich darstellt.
Gegenwärtige Verkehrssituation
Als Bewohner der Stadt Mödling ist mir natürlich auch die in den letzten Jahren zunehmende Belastung durch den Fluglärm nicht verborgen geblieben. Interessanterweise ist die Zahl der Starts und Landungen am Flughafen Wien insgesamt – trotz einer Steigerung des Passagier- und Fracht-Aufkommens – leicht rückläufig. Generell hat sich das Schwergewicht der Destinationen von Süd und Ost nach West verschoben, womit unter dem Strich häufigere Starts nach Westen und Landungen aus dieser Richtung verbunden sind. Dies ist einerseits auf die anhaltende Wirtschaftskrise in den osteuropäischen Ländern zurückzuführen, andererseits auch auf die problematische Situation in etlichen Urlaubsländern, die sich früher großer Beliebtheit bei den Österreichern erfreuten. Für den Bezirk Mödling wirkt sich das ungünstig aus, da er jetzt genau in Richtung der häufigsten Flugziele liegt und die Fluglinien aus Zeit- und Kostengründen nicht gerne Umwege in Kauf nehmen. Der Mehrverbrauch an Kerosin würde auch ein Erreichen der von unserer Politik vereinbarten ehrgeizigen Umweltziele (CO2 Emissionen) torpedieren.
Eine weitere Tatsache ist die durch die angespannte finanzielle Lage der Fluglinien gestiegene Auslastung. Es werden immer mehr kleine Flugzeuge durch große Maschinen ersetzt und nur mehr solche Flüge durchgeführt die ein hohes Passagier- und Frachtaufkommen versprechen. Damit sind die Flugzeuge im Durchschnitt schwerer und können daher langsamer steigen. Sie überfliegen unseren Bezirk nach dem Start in einer geringeren Höhe und sind dadurch am Boden stärker zu hören. Mit der Einführung neuer Flüge nach Nordamerika durch Austrian Airlines ist auch der Anteil der schweren Langstreckenmaschinen, die den Bezirk Mödling überfliegen, gestiegen.
Zukünftige Entwicklung
Änderung der Nachtflugregelung
Ab Herbst wird es zu einer Änderung der bisherigen Nachtflugregelung kommen. Die Nachtflugrouten über dünn besiedeltes Gebiet dürfen dann einheitlich beim Erreichen einer Höhe von 8000 Fuß verlassen werden. Bisher war zu Beginn und Ende der Nacht eine Höhe von 6000 Fuß erforderlich. Mitten in der Nacht war ein Verlassen der Abflugrouten aber erst bei 10000 Fuß gestattet. Es wird sich zeigen, ob das frühere Verlassen der Nachtabflugstrecken zu einer Erhöhung des nächtlichen Lärmpegels im Bezirk führen wird.
Neue An- und Abflugverfahren für die dritte Piste
Ein weiteres Thema der Bezirkskonferenz waren neue An- und Abflugverfahren, die künftig eingeführt werden sollen. Dieses Thema wird für den Bezirk Mödling besonders brisant, da bereits jetzt feststeht, dass die in Planung befindliche dritte Piste nur mittels „curved approach“ und „RF turns“ angeflogen werden darf. Sämtliche Anflüge auf die neue Piste würden bei Ostwind auf einer exakt vorherbestimmten Route in unserem Bezirk erfolgen. Die jetzt übliche Auffächerung des Verkehrs findet dann nicht mehr statt. Wer immer unter dieser Anflugroute wohnt hat die Gelegenheit alle anfliegenden Maschinen direkt von unten zu betrachten. Interessanterweise wurde die Umweltverträglichkeitsprüfung ohne Festlegung der An- und Abflugrouten durchgeführt. Der Flughafen rechnet mit einer Genehmigung der dritten Piste noch in diesem Kalenderjahr. Die Festlegung der An- und Abflugrouten wird später ohne eine UVP (und die damit verbundene Parteistellung der betroffenen Bürger) stattfinden. Dies erscheint mir aus demokratiepolitischer Sicht sehr problematisch. Die rechtlichen Grundlagen für diese Vorgangsweise wurden zum Teil erst 2013, also nach Beginn des UVP-Verfahrens für die dritte Piste geschaffen (LuLärmIV).
Für Abflüge ist derzeit ein technisch ähnliches Verfahren in Entwicklung. Auch hier könnte es zu einer Konzentration der Strecken kommen, da hier wie beim „curved approach“ Wegpunkte festgelegt werden, die von den Flugzeugen mit hoher Präzision automatisiert in einer vorbestimmten Höhe abgeflogen werden.
Fazit
Gerade die künftige Entwicklung wird es nötig machen, dass die Bewohner des Bezirks Mödling aktiv an den Planungen teilnehmen und eine gemeinsame starke Stimme erheben, wenn es um die Verteidigung ihrer Lebensqualität geht. Denn eines ist mittlerweile unbestritten: Fluglärm macht krank und entwertet die Immobilien.
Quellen
Dialogforum Flughafen Wien: http://www.dialogforum.at/
Flugspuren, Pistensystem und Lärmmessung: http://www.flugspuren.at/
Umwelt und Nachhaltigkeit: http://www.viennaairport.com/unternehmen/flughafen_wien_ag/umwelt__nachhaltigkeit/